FM-Transmitter im Erfahrungsbericht

FM-Transmitter im Erfahrungsbericht

Ich vermisste DJ Hüpfburg und Sebastian Wallroth. Während ich auf dem Vorplatz des Bahnhofes Südkreuz saß, einen Doppio trank und Leuten zusah, die ihrem abfahrenden Bus hinterher stürmten, dachte ich beide.

DJ Hüpfburg vermisste ich konkret. Mit der war ich gerade verabredet. Und während ich auf sie wartete, schweiften die Gedanken. Mir fiel ein, dass es lange keinen Wikistammtisch-Podcast von Sebastian Wallroth mehr gab. Was daraus wurde?

Ich nippte. Schaute. Fragte mich, ob es einen Zusammenhang gab, zwischen der Dringlichkeit noch ja diesen Bus zu erwischen und unpassendem Laufwerk. Je hektischer der Lauf, desto höher die Absätze.

Ich versuchte innerlich, eine entsprechende Regel aufzustellen, also eine schwer atmende Hüpfburg um die Ecke stürmte. „Chuj ci w dupę! Zukunftsbahnhof! Dass ich nicht lache. Statt hier Plakate aufzuhängen wie fortschrittlich die Bahn ist, sollen sie lieber die Rolltreppen reparieren.“

Sie setzte sich, trank aus meinem Wasser und Biss von meinem Cornetto ab. Ich bewunderte ihr Multitasking, denn mit der anderen Hand nahm sie Kopfhörer ab und verstaute dieser in der Tasche.

„Was hörst Du?“ – „VTSS. Und du?“ – „Nichts.“ – „Ach. Und wenn Du was hören könntest?“ – „Wikistammtisch, Podcast. Auch sehr schön im Auto.“

Neues Telefon, Altes Auto

„Du hörst Podcast im Auto? Das Gefährt stammt doch aus der Endphase des Kalten Krieges. Hat das schon Radio?“

Ich bin fast beleidigt. Wende aber ein: „Seit Weihnachten habe ich Mini-Piratenradio.“ – „?“ – „FM Transmitter.“ – „?“

Ich beginne auszuholen:

FM Transmitter sind eine klassische Übergangstechnik. Es gibt Menschen wie mich, die besitzen schon Handy, Streaming-Dienst-Abo und hören Podcasts. Aber das Autoradio kann nur UKW (FM) und Mittelwelle (AM). Mittlerweile bin ich damit Mitglied einer exklusiven Minderheit. Aber vor ein paar Jahren war das häufig. Menschen wie ich fragte sich: Wie bekomme ich „meine“ Musik in das Autoradio?

In ausgeschaltet

Dafür wurden die FM Transmitter erfunden.

Empfänger-Sender

Technisch ist das nicht so schwer. Ich verbinde ein mobiles Sendegerät via Bluetooth mit dem Transmitter. Der empfängt das Signal. Er wandelt es um. Und strahlt nun seinerseits ein UKW-Signal ab. Alle UKW-Empfänger in der Gegend (wie zum Beispiel das Autoradio) können das Signal empfangen.

„Und das funktioniert?“

Besser als gedacht. Ich stöpselte den Transmitter in den Zigarettenanzünder ein. Die Bluetooth-Verbindung baute sich eher automatisch auf. Und das Gerät war auf 88,0 MHz voreingestellt. Radio auf die Frequenz eingestellt und alles lief.

„Und das ist legal? Eigentlich ist es doch wirklich ein Piratensender.“

Seitenansicht

Inzwischen schon. Lange nicht. Seit Anfang 2006 sind die Geräte erlaubt. Damals wurden noch iPods oder Discmen per Kabel an die Sender angeschlossen. Die Sendeleistung darf nicht hoch sein. Zugelassen sind 50 Nanowatt. Das reicht für wenige Meter. Angeblich haben viele der Geräte im Verkauf höhere Reichweiten.

Aber so brennend hat mich die Frage nicht interessiert. Ich habe nicht nachgemessen.

DJ Hüpfburg: „Du könntest noch sagen ‚2006 als Autos noch richtige Autos waren‘ ohne Firlefanz.“

Ich: „Mein Auto kommt immer noch ohne Firlefanz aus! Ich finde den elektrischen Fensterheber ja schon grenzwertig-neumodischen Krimskrams. Offensichtlich aber wurde der Firlefanz vermisst. Die FM-Transmitter waren frühe Vorformen des Onboard-Entertainment-Systems.“

FM gleich UKW

DJ Hüpfburg: „Aber warum heißen sie FM-Transmitter? Ich denke der transmittet Bluetooth zu UKW?“

  • Weil die Amerikaner schuld sind. Die haben die Dinger, wenn nicht erfunden, so doch verbreitet. Und in den USA kennt niemand UKW und Mittelwelle. Die sagen FM und AM.
  • „F wie Fery Short und A wie average lenght? Oder wie kommt man von UKW und MW auf F und A. Und welche Wellenlänge hat Bluetooth?“

Schall schwingt im niedrigen Kilohertz-Bereich, etwa 18.000 Schwingungen pro Sekunden.

Mittelwelle schwingt im hohen Kilohertz- und niedrigen Megahertz-Bereich, etwa 300.000 bis 3.000.000 Schwingungen pro Sekunde,

UKW schwingt im hohen Megahertz-Bereich, etwa 100.000.000 Schwingungen pro Sekunden.

Bluetooth schwingt im Gigahertz-Bereich, etwa 2.400.000.000 Schwingungen pro Sekunde.

Die amerikanische Benennung hat damit aber nichts zu tun. FM steht für Frequency Modulation. Radio breitet sich in elektromagnetischen Wellen aus. Wellen haben eine Frequenz (also wie oft eine Welle schwingt) und eine Amplitude (also wie hoch die Welle ist.)

Beim UKW-Radio gibt es winzig kleinere Änderungen in der Frequenz der Welle (Frequency Modulation) und bei der Mittelwelle gibt es winzig kleinere Änderungen an der Amplitude (Amplitude Modulation).

Unterschied AM/FM

Kleine Probleme

Und er moduliert?

FM-Transmitter im Einsatz

Super. Mein Mini-Piratensender sendet wunderbar. Es gibt eigentlich nur zwei kleine Probleme.

  • Die Bedienung vom Gerät, also Senderauswahl, Songreihenfolge, Start und Anhalten, läuft natürlich über das Handy. Das Telefon sollte man während der Fahrt nicht bedienen. Also braucht es einen Beifahrer. Oder man muss anhalten. Oder man muss vor der Fahrt schon genau wissen, was man hören will.
  • Das andere: Wenn ich vor der Fahrt alles einrichte und es läuft. Und dann den Motor starte. Dann geht die Elektronik kurz aus. Das heißt, die Bluetooth-Verbindung wird abgebrochen. Das bedeutet: Mein Handy hält von selber den Streamingdienst an. Das heißt, nachdem der Motor an ist, muss ich alles nochmal einrichten.

Manchmal ist das etwas lästig. Aber wenn ich dafür den besten Hits der 80er, 90er und von heute entkomme, nehme ich das gerne auf mich.

„Phänomenal“, sagt Hüpfburg, „oder man lässt das einfach mit dem Auto und fährt Zug. Sie verstöpselt sich wieder, isst mein Cornetto auf und schwingt sich zurück zur nicht-funktionierenden Bahnhofsrolltreppe.

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